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Gewöhnlicher Beifuβ / Artemisia vulgaris

Der wissenschaftliche Namen lautet „Artemisia vulgaris“ und ist abgeleitet von Artemis, der Schutzgöttin der gebärenden Frauen. Beifuβ, auch als das Frauenkraut bekannt, lässt die Menstruation angenehm erleben, die Geburt beschleunigen und soll auch vor Unfruchtbarkeit schützen. Doch sie kann noch viel mehr, denn nach einem alten Glauben soll sie ein wichtiges Schutzkraut sein, vor Giftattacken und allerlei wilden Tieren schützen. Auch sollten Wanderer immer Beifuβ mit sich tragen, dies sollte sie schützen und vor Ermüdung bewahren.

Beifuβ bei den Germanen

Eine tragende Rolle spielt der Beifuβ im germanischen Volksglauben. Mit ihm beginnt nämlich der alte angelsächsische Neunkräutersegen, so sprach man da zum Beifuβ, der da an erster Stelle stand, und anderen acht Kräutern, wenn da Unheil über eine Sache kam:
„Erinnere du dich, Beifuβ, was du verkündest, was du anordnetest in feierlicher Kundgebung. Una heiβest du, das älteste der Kräuter; du hast Macht gegen 3 und gegen 30, du hast Macht gegen Gift und gegen Ansteckung, du hast Macht gegen das Übel, das über das Land dahinfährt.“ (Übersetzung von Johann Hoops, 1889)

Sonnenwend-Gürtel und Haselwurm

Besonders magisch galt der Beifuβ, wenn er zur Sommersonnenwende gesammelt wurde. Die Germanen trugen so dann auch zu Johanni frisch geernteten Beifuβ zu einem Gürtel geflochten um den Bauch. Selbiger wurde Sonnenwendgürtel oder auch Johannisgürtel genannt und sollte gegen Dämonen und böse Zauberei schützen. Jeder Aberglaube birgt Wahrheit ins sich, und daher faszinieren mich seit je her diese alten Überlieferungen:
Nach mittelalterlichen Glauben konnte man den unter einem Haselstrauch lebenden Haselwurm (heute eher bekannt als Blindschleiche) fangen, wenn man ihn mit Beifuβ bestreute. Aβ man dann das Fleisch des schlangenartigen Tieres, so bekam man Macht über die Geister, konnte sich unsichtbar machen und erkannte die geheimen Heilkräfte der Pflanzen. (Aus „Lexicon plantarum“, ca. 15. Jahrhundert)

Räuchern

Getrockneter Beifuβ eignet sich bestens zum Räuchern und Begehen von Schutzritualen. Ich selbst räuchere ab und zu Beifuβ zu Hause, so ganz nach Gefühl, dann, wenn ich mich irgendwie nicht ganz wohl fühle, entwurzelt vielleicht, nicht geborgen, undefinierbare Ängste hochkommen. Beifuβ hilft so dann auch, das Alte loszulassen und gleichzeitig Neues zuzulassen und herzlich willkommen zu heissen. Es ist daher das Schutzkraut in besonders schwierigen Lebenslagen, wenn einem alles über den Kopf wächst, man nicht weiter weiss. Es stellt dich wahrhaftig wieder auf die Beine, lässt dich wieder in positiver Weise am Leben teilnehmen, fördert deinen Mut und schenkt dir Zuversicht. Seinen Duft beschreibe ich herb, aromatisch, ja irgendwie erdverbunden und so fühle ich mich jeweils, wenn ich es zu mir eingeladen habe.

Text: Silvia Cristini - Cristini-Art