Der Club der toten Dichter
Der Club der toten Dichterâ ist ein Film aus dem Jahre 1989 mit einem groĂartigen Robin Williams in der Hauptrolle. Ein Film, der unter die Haut geht und den man mehrere Male anschauen sollte. Die Szenen ergeben immer wieder einen neuen Sinn, die Perspektive anders, den Horizont erweiternd. Ein Film, heute genau so aktuell wie damals. Es geht darum, sich selbst zu verwirklichen: Carpe Diem. Nutze den Tag. Damals wie auch heute aber wird man in Schemen hineingepresst, beginnend in der Schule und der Erziehung. Alles ist genormt, konform, muss so sein und nicht anders. Die Erwartungen der Eltern an ihre Kinder, sie sollten es einmal einfacher im Leben haben als sie, es zu etwas bringen. Gymnasium, ein bestimmter Job, ein Studium. Ob das Kind das wirklich möchte steht auf einem anderen Blatt Papier. Im Film zieht der neue Lehrer Mr. Keating seine SchĂŒler in seinen Bann, stellt die âNormâ der strengen, teuren und landesweit hochangesehenen Schule in Frage.
âIhr könnt mich Sir nennen, oder wer Mut hat o Captain, my Captainâ. Dies seine ersten Worte an die Klasse. Zuvor schlendert er pfeifend durch die Bankreihen, dreht sich um und sagt zu den staunenden SchĂŒlern: âNa kommt, folget mirâŠ.â Der Lehrer zeigt den SchĂŒlern, was es heisst, den Tag zu nutzen, eben âCarpe Diemâ und verweist auf die alte Dichtkunst, wo alles bereits niedergeschrieben steht und damals wie heute die strenge KonformitĂ€t bemĂ€ngelt. Er fĂŒhrt seine SchĂŒler an eine alte Gedenkwand, wo Fotos von verstorbenen SchĂŒlern hĂ€ngen, lĂ€Ăt die SchĂŒler nahe an die Fotos herantreten und sagt: âHört ihr sie flĂŒstern?â Die SchĂŒler, sichtlich verwirrt und doch so fasziniert, blicken erstaunt und lauschen dem Lehrer gespannt weiter: âHört, was sie euch sagen: Caaaaarpe Diem⊠â Nutze den Tag⊠denn irgendwann wirst du in der Kiste liegen und von WĂŒrmern zerfressen⊠Caaaaarpe Diem! Es ist dein Leben, mach etwas daraus.â
Er zeigt den SchĂŒlern auf, was es heisst als Individuum zu leben, nicht alles zu tun, was die Masse macht, sondern selbst zu denken, sich selbst zu sein. Und er lĂ€Ăt seine SchĂŒler auf sein Lehrerpult steigen um anschaulich darzulegen, dass man alles auch aus einer anderen Perspektive betrachten kann und auch muss, um objektiv bleiben zu können.
Und wie sieht es mit unserem Leben aus?
Nutzen wir den Tag, nutzen wir unsere Zeit sinnvoll? Oder vertreiben wir uns lediglich die Zeit mit Dingen, die nutzloser nicht sein können? Und wenn wir ganz viel Zeit am Ende des Tages ĂŒbrig hĂ€tten, wissen wir denn ĂŒberhaupt was damit anzufangen?
PassivitÀt
Der Mensch neigt zum passiven Wesen. Er arbeitet tĂ€glich hart, obwohl immer mehr Maschinen seine Arbeit ĂŒbernehmen. Und abends dann, sinkt er total erledigt auf die Couch. Die einzige AktivitĂ€t die er noch ausĂŒbt ist das DrĂŒcken auf den âOn-Buttonâ des TV-GerĂ€tes und ab dann konsumiert er nur noch. Gerade richtig fĂŒr all die Werbeblöcke und die Nachrichtensender, denn in seiner PassivitĂ€t sind seine FĂŒhler richtig schön offen und bereit fĂŒr all diese Darbietungen. Zu hinterfragen, was er da sieht und hört scheint zu anstrengend und ist so auch nicht gewollt.
Es scheint undenkbar, nach einem stressigen Arbeitstag noch produktiv tĂ€tig zu sein, denn man tat dies ja schon den ganzen Tag (so glaubt man) und will abends einfach seinen Frieden haben. Ein fataler Irrtum wenn man denkt, dass passives Sitzen vor dem TV Erholung bringt. Doch mag man kaum glauben, dass uns dieses passive TV-Konsumieren viel mehr Energie abverlangt als wir vermuten. Unsere Nervenzellen sind dauernd auf Empfang und unser Hirn verarbeitet all diese Frequenzen innerhalb Sekundenbruchteilen. Nur schon das nervöse Flackern des Lichts am Bildschirm ist reine Nervensache. Und wenn man beispielsweise einen Horror-Film schaut, dann kann man in den ersten zwei Stunden danach kaum richtig schlafen, da unsere Nerven dermassen ĂŒberreizt sind. AlbtrĂ€ume setzen dann dem Ganzen noch die Krone auf. Also alles in Allem eine Riesenleistung fĂŒr unseren Körper, wo wir doch dachten, wir gönnen ihm Entspannung. Weit gefehlt.
AktivitÀt
Produktives TĂ€tigsein bedeutet, aus eigener Hand und aus eigenen Gedanken etwas zu erschaffen. Dies kann das Arbeiten im Garten sein, das Malen eines Bildes, Fotografieren, Schreiben, Kochen, Stricken⊠Obwohl im ersten Moment Arbeit, entpuppt sich diese Arbeit jedoch als wahrer Energiespender, denn man versinkt fast meditativ in einen Zustand der positiven Leere, welche einen mit etwas Höherem verbindet. Der Energiefluss wird so gewĂ€hrleistet und wir sind dann erstaunt, wie wir am Ende trotz âArbeitâ mehr Energie haben, als wenn wir nur passiv vor dem TV gesessen sind. Und als Belohnung haben wir auch noch etwas erschaffen, was wir berĂŒhren können, unser eigenes Werk. Ob dies nun ein zauberhafter Garten ist, wo man zwischen Lavendel und Rosen seinen Tee geniessen kann, ein feines Essen oder rote selbstgestrickte Wollsocken, es ist aus unserer Hand erschaffen. Wir sind somit eigenstĂ€ndig in Aktion getreten und haben aktiv etwas getan. Und dieses GefĂŒhl, selbst etwas erschaffen zu haben, ist so viel bereichernder, als lediglich als Konsument fungiert zu haben. Was wir nun im Kleinen fĂŒr uns selbst getan haben, können wir auch im Grossen fĂŒr die Allgemeinheit tun. Die Welt wartet auf uns. Erschaffen wir sie gemeinsam neu. Aktiv.
Carpe Diem