Matzelieschen und Märschblom
"Er liebt mich, er liebt mich nicht, er liebt mich, er liebt mich nicht, er liebt mich…“
Manch Gänseblümchen (Bellis perennis) musste für dieses Liebesorakel herhalten und wie oft waren wir verzweifelt, wenn das letzte Blütenblättchen „er liebt mich nicht“ ergab und wie überrascht waren wir doch, als wir von ‚ihm‘ am nächsten Tag einen Notizzettel in der Schule unter unserem Tisch vorfanden, worauf die vermeintlich einfachste Frage der Welt stand: „Willst du mit mir gehen? Ja – Nein – Vielleicht?“
Elfenschmuck
Ich bastelte mir als Kind oft solche wundervollen Ketten aus Gänseblümchen. Indem man den feinen Stiel mit dem Fingernagel der Länge nach durchbohrte, konnte man Blümchen um Blümchen aneinanderreihen bis man eine wundervolle Kette erhielt. Wenn sie so gross wie der Kopfumfang war, ergab es einen wunderbaren Elfenhaarschmuck oder aber in längerer Form eine Blumenkette. Ein Flower-Power-Kind, ja, das war ich und bin es heute noch im Herzen. Ein Aberglaube besagt, dass wenn man die ersten drei Gänseblümchen des Frühlings isst, man dann das ganze Jahr verschont bleibt von Zahnschmerzen, Fieber und Augenbeschwerden. Ich glaube, das Gänseblümchen war das erste Blümchen, welches ich als Kind, zwar noch reichlich skeptisch, aber mit einer gesunden Portion Neugier gegessen und für gut befunden habe. Naja, ich dachte mir damals, was mein Meerschweinchen so lustvoll frisst, doch auch für mich nicht ungeniessbar ist.
1001 Name
Übrigens, ich glaube, kein Blümchen hat so viele verschiedene Namen und doch weiss jeder, um welches Blümchen es sich handelt, oder? Hier einige Namen: Matzelieschen (Nürnberg), Sommerrösslin (Erzgebirge), Märschblom (Altmark), Maneablüamli (Schweiz, Obertoggenburg), Geissgisseli (Schweiz, Aargau), Magdelief (Hamburg), Monatbleaml (Salzburg), Zytlosenkrut (Schweiz, Graubünden) und gefühlte hundert Namen mehr davon. (Quelle: Wikipedia)
Widerstandsfähig für sich selbst und für Tier und Mensch
Diese niedlich kleinen weissen Blümchen mit dem gelben Köpfchen, die auf unseren Wiesen, an jeder Strassenecke, auf den schmalen Grünstreifen oder Verkehrsinsel gedeihen, sind eines der Blümchen, mit welchen die meisten Kinder als erstes in Berührung kommen. Gänseblümchen sind besonders widerstandsfähig und wachsen einfach immer wieder nach, selbst wenn die Wiese regelmässig gemäht wird. Und dies fast ganzjährig. Und im letzten Winter konnte ich gar eines durch die Schneedecke lugen sehen. Und die ganz Frechen zwängen sich einfach wie der Löwenzahn durch den Asphalt und demonstrieren uns Menschen, dass die Natur eben doch stärker ist.
Dank seines grossen Vitamin-C Gehaltes, ist es in der Naturheilkunde bekannt als Mittel gegen Bronchialleiden, da es schleimlösend ist. Ebenfalls wird es gegen Nieren- und Leberleiden, Hautausschläge und Furunkel eingesetzt. In zerquetschter Form kann es auch gegen Verstauchungen und Prellungen dienen. Selbst gegen Menstruationsleiden soll es helfen, wenn man es als Tee zu sich nimmt. Das Blümchen kann man ganz essen, meist aber werden die Blütenköpfe verwendet. Aus den Blütenknospen kann man einen Kapernersatz herstellen. Mit dem Blüten kann man ganz prima einen Tee zubereiten, welcher gut bei Erkältungen ist. Natürlich dienen die schönen Blüten auch als essbare Dekoration in einem feinen Salat. Um satt davon zu werden, müsste man schon eine Menge Geduld und Sammelwut an den Tag legen, damit da eine ordentliche Menge zusammenkommt, meist aber werden sie eher als Beilage zu einem Hauptgericht verwendet. Übrigens passt das Gänseblümchen herrlich zu einem Löwenzahnsalat. Da man aus den Blütenknospen des Löwenzahns ebenfalls einen Kapernersatz machen kann, könnte man sogar ein Ensemble aus Gänseblümchen und Löwenzahnkapern herstellen, dies lieblich verpackt in ein Marmeladeglas und schön beschriftet, was gibt es für ein persönlicheres Geschenk für deine Liebsten?
Das Gänseblümchen. Ein feines Geschöpf, ganz klein und doch so gross.
Text: Silvia Cristini - Cristini-Art