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Kamille

Mit Kraut und Haar

Einst angesĂ€t, erfreut sie einen immer wieder. Auch ungewollt, denn so erging es mir einst, als ich die wirklich wertvolle Kamille auf meinem Balkon in einem schönen rosafarbenen Topf anpflanzte. Ich erfreute mich an diesem lieblichen Kraut, ich roch Ă€ußerst gerne daran und ich verwendete die schönen BlĂŒten fĂŒr einen herrlich frischen Tee. Ende Jahr dann fand ich, dass im nĂ€chsten Jahr etwas anderes in meinem lieblich rosafarbenen Topfe gedeihen darf. Weit gefehlt. Sie kam wieder, die Kamille, obschon ich sie mit Kraut und Haar aus dem Topf entfernt hatte. Die Natur findet immer ihren Weg – da hat der Mensch schlichtweg nichts zu melden. Und dies ist gut so! Nun, und so erfreute ich mich eines weiteren Jahres an diesem wirklich nĂŒtzlichen Kraute. Warum, dass sie als einjĂ€hrig blĂŒhend bezeichnet wird, steht in den Sternen. Oder in meinem rosafarbenen Blumentopf. Auf alle FĂ€lle wachsen sie nun auch wild bei meinem Nachbarn. Und so wurde mir klar, dass sich die Kamille ziemlich schnell selbst verbreitet. Einerseits wird sie auf natĂŒrliche Art und Weise durch die Tiere, zum Beispiel durch das HĂ€ngenbleiben der Samen in ihrem Fell an weitere Ort verbracht, oder eben andererseits durch Menschenhand, was man dann Hemerochorie nennt. Der Mensch verschleppt also die durch ihn angebaute Pflanze und die Pflanze selbst kann sich dann ohne Menschenhand wiederum weiterverbreiten. Zum Beispiel von meinem Topf zum Nachbarn. Der Nachbar mag den Tee ĂŒbrigens nun auch
nachdem er erst ĂŒber das ihm unbekannte „Unkraut“ schimpfte.

Bauchschmerzen? Kamille hilft!

Die Kamille ist Ă€usserst entzĂŒndungshemmend, krampflösend, gegen BlĂ€hungen und als Magenmittel gut geeignet. Auch bei Menstruationsbeschwerden ist sie ein Segen, wĂ€rmt sie doch von innen und entspannt. Bei mir ist stets der erste Griff zum Kamillentee, bevor ich zu hĂ€rteren Mitteln greife. Meist brauche ich die dann nicht mehr, weil Kamille in ihrer Wirkung wirklich unschlagbar ist.

Wohltat auf der Haut

Auch fĂŒr die Ă€ußerliche Anwendung ist sie sehr nĂŒtzlich. Dadurch, dass sie bakterienabschreckend ist (huuuu!), ist sie fĂŒr Hauterkrankungen und SchleimhautentzĂŒndungen (auch bakterielle) ein Segen. ZahnfleischentzĂŒndungen lassen sich gut mit Kamillentee oder einer Tinktur in verdĂŒnnter Form behandeln. Auch als Mundwasser ist sie sehr geeignet, ist sie doch entzĂŒndungshemmend und gut gegen Mundgeruch zugleich. Bei einer ErkĂ€ltung ist sie hervorragend zur Inhalation geeignet. Allergische Reaktionen werden selten beschrieben, doch sollte man die Kamille dennoch sparsam und nur in gut verdĂŒnnter Form verwenden, da sie durchaus auch etwas reizend sein kann.

Sandmann

FĂŒr den Kamillentee werden das Kraut, die BlĂŒten und die Samen mitverwendet. In gewissen LĂ€ndern ist es Tradition, diesen nach einem ĂŒppigen Mahl zu geniessen, fördert er doch die Verdauung. Ebenso hat er beruhigende Eigenschaften und wird daher gerne als Schlaftee verwendet. Mit einem Kamillentee, abends nach einem feinen Essen und vor dem Schlafengehen, liegt man also nie falsch. Ein Trinkspruch zum Schluss:

„Heute betrinke ich mich sinnlos mit Tee, und zwar solange, bis ich 2,0 Kamille intus habe.“

Text: Silvia Cristini - Cristini-Art