Salbei - an dir kommt kein Geist vorbei
Man mag ihn, oder man mag ihn nicht. Wenn wir die allseits bekannten SalbeiblĂ€tter im Teig oder kombiniert zu einer Fleischspeise zu uns nehmen, finden wir dies vielleicht besonders lecker, aber dass hierbei eine uralte Geschichte dahinter verborgen liegt und diese SalbeiblĂ€tter in der Speise viel mehr als nur eine Zierde sind, daran denken wir womöglich kaum. Besonders im alemannischen Raum waren Speisen mit Salbei beliebt, und sicher nicht zuletzt, weil die Menschen damals noch das Wissen um dieses wundersame Kraut hatten. Jeder, von Arm bis Reich, vom Koch bis zum Arzte, alle sie wussten um die Herrlichkeit und nicht zuletzt NĂŒtzlichkeit dieses Krautes.
Hildegard von Bingen lobt ihn sehr, ist doch Salbei wirksam gegen allerlei kranke SĂ€fte im Körper. Seit dem Mittelalter ist er eine geschĂ€tzte Heilpflanze und mancherorts weiss man um dieses Geschenk bis heute. Dieses Wissen jedoch ĂŒber die ganze Zeit zu erhalten, war schwieriger als angenommen, weiss man doch um die systematische Vernichtung der guten KrĂ€uterfrauen, die mit dem Teufel im Bunde gestanden haben sollen. Gott sei Dank sind diese dĂŒsteren Zeiten vorbei und wir dĂŒrfen uns wieder getrost Mutter Natur widmen und ihre SchĂ€tze begreifen und neu lieben lernen, ohne dass man sich in Gefahr wĂ€hnen muss. Oder irre ich mich da grad?
Als Arzneimittel
Frauen in den Wechseljahren, welche unter den bekannten Hitzewallungen zu leiden haben, mögen Salbeitee trinken, denn dieser wirkt starkem Schwitzen entgegen. Bei EntzĂŒndungen im Mundraum, Halsschmerzen oder Problemen mit dem Zahnfleisch, sei regelmĂ€ssig gegurgelt oder gar ein paar BlĂ€tter pur verzehrt, was auch das Zahnfleisch und die ZĂ€hne reinigen soll. Auch gegen Mundgeruch besonders gut geeignet, da er gleichzeitig desinfiziert. Sebastian Kneipp empfahl Salbeitee ebenso bei Gicht, Rheuma und Fettsucht.
In der KĂŒche
Man nehme die jungen, frischen BlĂ€tter. In getrockneter Form auch das ganze Jahr verwendbar. Aber Vorsicht! Bei BlĂŒtezeit schmecken die BlĂ€tter irgendwie stark nach Stinktier oder Ă€hnlichem, dies ist jedoch meine ganz persönliche EinschĂ€tzung. Daher sollte man wĂ€hrend der BlĂŒtezeit keine SalbeiblĂ€tter ernten. Als GewĂŒrz hervorragend geeignet zu Fleisch, Fisch, GeflĂŒgel, natĂŒrlich auf dem Grill als Geschmackszusatz, vielleicht gar mit einem feinen Rosmarinzweig gepaart, ebenso zu Kartoffeln oder Nudelgerichten oder wie bereits erwĂ€hnt, als gesunde BlĂ€tter im Teig gebacken. WĂ€hrend der Schwangerschaft soll man bitte auf Salbei verzichten.
Salbei RĂ€ucherbĂŒndel
Weisser Salbei zum Reinigen von GebÀuden
Manch empfindsame Seele kann durchaus wahrnehmen, wenn bei einem Einzug in ein neues Heim oder in eine neue Wohnung noch Ăberbleibsel der Vormieter zurĂŒckbleiben oder gar Verstorbene aus lĂ€ngst vergessener Zeit noch ihr Unwesen treiben in den alten GemĂ€uern. Nicht selten, wenn dem nicht Einhalt geboten wird, ĂŒbernimmt der Nachmieter dann ungewollt Muster dieser Person. Daher ist es seit je her ĂŒblich, dass man neue WohnrĂ€ume ausrĂ€uchert, sie mit Salbeirauch desinfiziert, neu und âunbewohntâ macht. So kann der Start in die neue Welt gelingen. Leider wird dieses alte Wissen, bzw. dieser alte Brauch heute nicht mehr so oft angewendet, setzt man es doch mit Kinderkram und Spukgeschichten gleich.
Doch man darf sich gern fragen, wieso unsere Ahnen dieses Wissen wie selbstverstÀndlich in sich trugen und es auch gebrauchten, und bei uns alles irgendwie in der sterilen digitalen Welt verloren zu gehen droht.
Text: Silvia Cristini - Cristini-Art