Wie alles begann
Als mein Bruder (48) im Sterben lag und ich wie betĂ€ubt einerseits selbst in grosser Trauer war und andererseits versuchte irgendwie stark zu sein und tröstend meinem Vater beizustehen, da erblickte ich sie in Vaters Schlafzimmer. Jene uralte Ukulele aus den 50er Jahren. Mein Vater meinte, es sei ein Souvenir aus Deutschland und wohl eher ein SchmuckstĂŒck denn ein richtiges Instrument. Ich aber erinnerte mich, dass mein Bruder und ich als Kind auf jener Ukulele fröhlich herumspielten und wohl alle in den Wahnsinn trieben. Welch Freude hatten wir. Und dann verstaubte sie, wurde vergessen, bis ich sie wiederfand, zum Leben erweckte, sie etwas aufhĂŒbschte und sie nun tatsĂ€chlich in meiner Wohnung als SchmuckstĂŒck voller Erinnerung in ihrem Glanze erstrahlt. Spielen kann man darauf tatsĂ€chlich nicht mehr, sie ist verstimmt und verzogen.
Ukulele lÀsst mich nicht mehr los
Und so habe ich mir eine neue und richtige Ukulele gekauft. Eine der Marke "Leho", was Muschel auf Hawaiianisch bedeutet. Ich habe mich fĂŒr eine Tenor Ukulele entschieden, jene ist etwas grösser und klangvoller als die klassische Sopran Ukulele. Und ich liebe sie. Sie gefĂ€llt mir sehr und sie hat ebenso einen wunderbaren Platz in meiner Wohnung erhalten, mit dem Unterschied, dass ich sie regelmĂ€ssig zur Hand nehme und ĂŒbe. Obâs zur Freude meiner Nachbarn ist, weiss ich noch nicht. Aber ich erlebe grosse Freude. Das Ăben befördert mich sanft in den Moment. Ich bin fokussiert auf das Tun, es gibt in diesem Moment nichts anderes. Nur die Uke und ich. Und mein Bruder.
Eine himmlische Verbindung
Durch das Spielen werde ich an meinen Bruder erinnert, an unsere gemeinsame Kindheit, dieses unbeschwerte Spielen, das Herumtoben, all die Abenteuer, welche wir gemeinsam erlebt haben in jungen Jahren.
Plektrum Plektron Plek oder Dingens und ein Lehrer
Die richtige Haltung der Ukulele sei sehr wichtig, sagte mir ein Herr, der heute mein Ukulele Lehrer ist. Danke fĂŒr den Tipp! Und Geduld! Ebenso, die FingernĂ€gel der Griffhand ultrakurz zu schneiden. Handkehrum sollte die andere Hand lĂ€ngere FingernĂ€gel haben. So richtig zum Saiten schmettern oder sanft zupfen. Wobei ich nun hier durch meinen Lehrer auf ein Filz Plektrum gestossen bin, was schöne warme und tiefere Töne aus der Uke hervorzaubert. Die Fingerkuppen der Griffhand tun ganz schön weh, bis man sich mal daran gewöhnt hat. Die Saiten hinterlassen im Fleisch der Fingerkuppen ordentliche Spuren und irgendwann bildet sich dort wohl Hornhaut. Ich glaube, dann ist man bereit, Baby. Bereit, so richtig gut zu werden. Doch bis dahin ist noch ein langer Weg, aber hey, der Weg ist das Ziel. Und derzeit erfreue ich mich an Songs wie «Halleluja», «Country Roads» oder «Sloop John B» und es macht einfach nur Spass. An einem Lagerfeuer zu sitzen mit lieben Menschen, die gerne mitsingen, stelle ich mir wunderbar vor. Unter freiem Sternenhimmel, mit der Natur verbunden, ineinander fliessen, Grenzen auflösen, den universellen Tanz tanzen.